Kunstbaustelle

Arbeit an der „Kunstbaustelle“ geht weiter

Tempo-30-Zone ist machbar

Die Tempo-30-Zone in der Adelsheimer Marktstraße ist machbar. Das ist für Videokünstler Louis von Adelsheim und sein Team das Ergebnis der „Kunstbaustelle“, die an den letzten drei Wochenenden in Adelsheim aufgebaut wurde. Ziel ist es, eine Anregung für eine Geschwindigkeitsbegrenzung in der Innenstadt zu geben.
Am vergangenen Samstag legte das Team in einer abschließenden Aktion vier improvisierte „Zebrastreifen“ aus PVC an neuralgischen Stellen der Marktstraße, unter anderem an der Kurve bei der Eisdiele und an der Engstelle direkt vor der evangelischen Stadtkirche. Die Mittellinie wurde wieder, wie an den vergangenen Wochenenden, von großen weißen PVC-Kreisen markiert.
Das Experiment hatte durchschlagenden Erfolg: Da die Feuerwehr- und Stadtkapelle zur „Serenade“ eingeladen hatte, war die Stadt für einen Samstagabend ungewöhnlich belebt. Viele Fußgänger waren vom Schlossgraben, dem geplanten Veranstaltungsort, unterwegs zur katholischen Kirche, wo das Konzert wetterbedingt stattfand. Sofort nahmen die Passanten die übertrieben vielen neuen Zebrastreifen in Anspruch, und die Autofahrer bremsten anstandslos.
„Sie haben unsere volle Unterstützung“ und „Sehr gute Aktion“ riefen Autofahrer wie Passanten den sieben Männern zu, die die weißen Punkte und Streifen auf die Fahrbahn legten. Auch viele Geschäftsleute in der Markstraße sehen die Aktion sehr positiv und hoffen auf eine dauerhafte Geschwindigkeitsbegrenzung. Nur ganz wenige Pkw-Lenker zeigten durch lautes Gasgeben ihr Missfallen.
Die Mehrheit amüsierte sich über die Schilder mit den Zebras, die klar machten, dass es sich hier nicht um eine offizielle Aktion handelte. Das wurde auch durch das Schwarzweiß der improvisierten Verkehrsschilder deutlich. Bei einem kurzen Besuch am Zebrastreifen drückten auch die Ordnungshüter angesichts der kurzen Zeitdauer der „Kunstbaustelle“ ein Auge zu.
Die gesamte Beschilderung wie auch der „Freiwillig 30“-Banner über der Markstraße wurde von den Leibenstadter „Werbemachern“ gesponsert. In Video und Fotos wurde die Aktion dokumentiert. Um 22 Uhr war das Experiment beendet, die Zebrastreifen und Punkte verschwanden von der Straße und es herrschte wieder „freie Fahrt“.
Beendet ist damit auch die „Kunstbaustelle“ insgesamt, die angesichts der positiven Resonanz viel Spaß gemacht habe, so Louis von Adelsheim. Beim Team von „Adelsheim leuchtet“ bleibt die Hoffnung, dass man einen Anstoß für eine Tempobegrenzung geben konnte. Denn auch wenn der dichte Verkehr an normalen Werktagen meist zum Langsamfahren zwinge, so werde doch außerhalb der Hauptverkehrszeiten gern gerast.
Außerdem bleibe auch bei langsamem Tempo das Problem, dass Fußgänger kaum über die Straße kommen, von der gefährlichen Engstelle an der Stadtkirche ganz zu schweigen. Nicht zuletzt verweist Louis von Adelsheim auf Offenau im nördlichen Landkreis Heilbronn: Dort ist seit einigen Monaten die gesamte Ortsdurchfahrt offiziell eine Tempo-30-Zone.
Nachdenklich wurden die Initiatoren angesichts der Ereignisse in der Nacht zum Sonntag: Ob es nur blinde Zerstörungswut war oder ein Widerspruch gegen die gewünschte Tempo-Bremse, bleibt unklar: Wenige Stunden nach dem Experiment am Samstagabend zerstörten Unbekannte einige der „30“- Schilder, die mit dem Einverständnis der Hausbesitzer an verschiedenen Gebäuden angebracht worden waren.