12 Räume, ein 13 Meter langer Patio, insgesamt 1500 qm Ausstellungsfläche stehen dem Künstler für seine Projektionen zur Verfügung. Ende Februar haben die Aufbauarbeiten begonnen, 75 Beamer wurden im verdunkelten Museum installiert, 800 m Kabel verlegt. Am 10. April wurde mit 500 Gästen Einweihung gefeiert.
Der Titel der Schau: Movimientos/Bewegungen. Da gibt es etwa die Unendlichkeit erfahrbar machende Spiegelprojektionen oder interaktive Installationen, die den Besucher auf eindrückliche Weise mit dem Tod konfrontieren. Ausstellungsmotive sind Militarismus und Transzendenz ebenso wie die rasante Bewegung des Finanzmarktes (in der – auf das allgegenwärtige, die Menschen immer wieder in die Verarmung stürzende Kreditversprechen im chilenischen Alltag sich beziehende – Installation: „La trampa de las cuotas“ /Die Falle der Ratenzahlung). Als Projektionsflächen dienen nicht nur großformatige Leinwände, sondern auch Decken, Böden, Würfel, Kugeln – und auch das Gebäude selbst: Auf der Fassade des Museums werden sich gewaltige Meereswellen brechen. Das ganze Museum gerät für sieben Wochen in Bewegung.
Ein Projekt der Superlative für das chilenische Museum – und für den Künstler, der dort schon 2001 – viel beachtet in Santiago – „Ein Blick in die Unendlichkeit“ präsentierte.
Ein ganzes Museum als Projektionsfläche, das allerdings ist eine Herausforderung, der Louis von Adelsheim mit „Movimientos“ gerecht werden will. Dass die Ausstellung eigentlich schon im vorletzten Jahr stattfinden sollte, dann aber aufgrund des furchtbaren Erbebens verschoben werden musste, – diese Bewegungserfahrung verzögerte nicht nur die Arbeit am Ausstellungsprojekt, sie schuf auch eine neue und besondere Identifikation mit dem Haus. Der Künstler und sein Team waren vor Ort und nutzten die Gelegenheit, die Schäden an den beiden großen Museumsgebäuden zu dokumentieren. Der Kurzfilm, der aus diesen Beobachtungen entstand, wurde 2010 auf der Art Basel uraufgeführt und rief eine internationale Spendenaktion für das chronisch unterfinanzierte wichtigste chilenische Museum für Gegenwartskunst ins Leben.
Inzwischen sind die Gebäude in Stand gesetzt. Das Projekt „Movimientos“ steht unter der Schirmherrschaft der Schweizer und der deutschen Botschaft in Santiago de Chile. Rund um die Ausstellung sind weitere Veranstaltungen auch in Kooperation mit dem Goethe Institut und der Universidad de Chile geplant.
KRITIKERPREIS FÜR „MOVIMIENTOS“
Santiago/Adelsheim. Die Videokunstausstellung „Movimientos“ (Bewegungen) des deutsch-schweizerischen Künstlers Louis von Adelsheim wurde von der Vereinigung chilenischer Kunstkritiker (Círculo de Críticos de Arte de Chile) als beste internationale Ausstellung des Jahres 2012 in der Kategorie „visuelle Kunst“ ausgezeichnet. Die Ausstellung wurde im Museum für zeitgenössische Kunst (Museo de Arte Contempoáneo) in Santiago de Chile vom 10. April bis zum 3 Juni 2012 gezeigt.
Zur Person
Der 1953 geborene, in Deutschland und der Schweiz lebende Videokünstler, Maler und Kameramann Louis von Adelsheim ist Chile seit Jahrzehnten verbunden. Er hatte bereits 2001 eine Ausstellung im MAC. Die jetzt bevorstehende Präsentation war ursprünglich für 2010 geplant, musste aber angesichts der Erdbebenschäden am Museum verschoben werden.
Die Zerstörung dokumentierte Louis von Adelsheim im Film „Borrar el Terremoto“, der erstmals im Juni 2010 auf der Art Basel gezeigt wurde und half, Sponsorengelder für die Sanierung einzuwerben.
Im November 2011 beteiligte sich Louis von Adelsheim mit einer 360-Grad-Projektion an der „Semana Suiza“ im MAC.
Der Videokünstler hatte in den 1980er Jahren erste Video-Ausstellungen in Bern, Köln, Berlin und New York, seine Bilder waren schon Ende der 1980er Jahre in Santiago de Chile zu sehen, die letzte Malerei-Ausstellung fand 2010 im Westwendischen Kunstverein statt, wo er auch regelmäßig mit seinen Videoprojekten vertreten war. Im Projekt „Adelsheim leuchtet“ zeigt der Künstler seit 2005 zweimal jährlich Installationen und Projektionen unter freiem Himmel. Dieses Kunstprojekt wurde 2008 als bundesweiter „Ort im Land der Ideen“ ausgezeichnet.