Rundum gelungene Illumination „Rom leuchtet in Adelsheim“ lockte viele Besucher an – Kunstsommer auch für 2006 geplant
von Jörg Zimmermann
Adelsheim. Das Flair der quirligen Weltstadt Rom zauberte Videokünstler Baron Louis Ferdinand von Adelsheim von Donnerstag bis Sonntag auf die historischen Fassaden in der Marktstraße sowie auf die beiden Kirchen und verschiedene Geschäftshäuser. Ziel der Projektionen war es, die Mauem der Stadt zum Schauplatz eines künstlerischen Happenings zu machen, das die Menschen erfreut und für Gesprächsstoff sorgt. Nach dem grandiosen Erfolg des Adelsheimer Kunstsommers „Adelsheim leuchtet“, der von 5.000 Menschen besucht wurde, ist es dem Baron jetzt ein weiteres Mal gelungen, viele hundert Menschen aus der Region und sogar weit darüber hinaus für diese beeindruckende Schau zu interessieren. Die weiteste Anreise hatte unter anderem eine Familie aus Hamburg, die von der Illumination gelesen hat, begeistert war und kurz entschlossen einen Wochenendausflug ins Bauland unternahm.
Ein weiterer viel beachteter Höhepunkt war der neu gegründete Fernsehsender „A-TV“ (Adelsheimer Television). Täglich war das Kamerateam unterwegs und führte Interviews mit Passanten auf der Straße und in Geschäften durch, die allabendlich auf einem Großbildschirm im Stil der 60er Jahre im Schlosshof ausgestrahlt wurden. Die Projektionen „Rom leuchtet in Adelsheim “ waren keinesfalls mit Bildern aus Hochglanzprospekten zu vergleichen. Vielmehr drehte der Kameramann Louis Ferdinand von Adelsheim sechs Tage lang in Rom, um dabei das Flair der Tibermetropole einzufangen. Szenen aus dem pulsierenden römischen Alltag wurden aufgenommen, aber auch Leuchtreklame und Skulpturen wurden mit 21 Beamern projiziert.
Schon am Stadteingang aus Richtung Sennfeld liefen dem Betrachter auf einer Hauswand unentwegt Hunderte von Menschen in einer Fußgängerzone entgegen. Auf dem Oberschloss war ein geschäftiger Italiener zu sehen, der mit zwei Handys gleichzeitig telefoniert und mailt, daneben ein Liebespaar, das die Ruhe genoss. Grelle Leuchtreklame huschte über andere Fassaden. Auf der Front der evangelischen Kirche sprudelte fortwährend das Wasser des „Fontana di Trevi“, darüber schien der Vollmond. Abgerundet wurde die Szene durch einen römischen Springbrunnen der, von vielen Passanten erst gar nicht bemerkt, im Kirchenportal installiert war und plätscherte.
Auf der katholischen Kirche waren Geistliche zu sehen und wieder auf dem Weg in die Innenstadt konnte man einem Friseur zuschauen. Selbst bei mehrmaligem Besuch der Videoinstallationen konnte man gar nicht alles erfassen, da man stellenweise vor den einzelnen Projekten verharrte und sich von der Gelassenheit und vom Flair der Weltmetropole verzaubern ließ.
Abgerundet wurde das Rom-Erlebnis am Samstagabend durch den Hollywood-Klassiker „Ein Herz und eine Krone“ mit Audrey Hepburn und Gregory Peck im Keller des Schlosses. Eine Einführung zum Film gab die Film- und Radiomoderatorin Manuela Reichart.
Große Beachtung bei der Bevölkerung fand der lokale Fernsehsender „A-TV“. Täglich gab der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog eine Einführung. Ziel des Senders war es, dass Bürger zu Wort kommen, denen im Rahmen von Interviews Gelegenheit geboten wird, zu sagen was sie bewegt und welche Sorgen sie haben. So standen Interviews über den Adelsheimer Kunstsommer, den Bauländer Skulpturenweg, den St.-Martinsumzug, die Fastnachtseröffnung, das Jahreskonzert der Stadtkapelle, den Weihnachtsmarkt und die Nikolauswette im Mittelpunkt der Berichterstattung.
Noch vielen bekannt von „Adelsheim leuchtet“ war auch noch der „Nörgler“, der im Oberschloss zu sehen war. Natürlich ließ auch er es sich nicht nehmen, im Rahmen von .Rom leuchtet“ ins Bauland „zu kommen“, und dies entsprechend zu kommentieren. Täglich wurden auch aktuelle Interviews mit Bürgern auf der Straße aufgenommen, die eingebettet waren in das Stichwort „Weihnachtswünsche“. Diese waren überwiegend geistiger Natur. Es ging immer um höhere und bedeutendere Werte. Zum Teil wurden auch der Konsumzwang und der eigentliche Sinn des Weihnachtsfestes kritisch betrachtet. Interessant war das breit gefächerte Publikum, das interviewt wurde. Unter anderem war ein Engländer dabei sowie ein Moslem, die ihren Weihnachtswunsch recht entschlossen äußerten.
Auch für den nächsten Sommer hat der Baron von Adelsheim wieder ein Kunstprojekt geplant, das über das Volksfest und vor den Ferien stattfinden soll. Zwangsläufig sei man aber auf der Suche nach Sponsoren etwa von Förderprogrammen, aber auch von Sponsoren aus Wirtschaft, Industrie oder von Privat angewiesen, so der Baron, damit sich das Ganze auch finanzieren lasse. Überwiegend arbeiten jedoch die gesamten Helfer und das Team ehrenamtlich im Rahmen der Kunstprojekte mit. Sein Team setzt sich zusammen aus: Ralf Schultz (Cutter für private und öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten), Marc Dörfel (Konstruktion und Installation), Susanna Walker (Management), Jochem Reinholdt (Technische Assistenz) und Wolfgang Schork sowie aus seiner Familie und einem großen Freundeskreis. Teilweise arbeitet das Team schon über 20 Jahre zusammen. Der Baron fand es toll, wie die Adelsheimer und die Stadtverwaltung die Aktionen unterstützen und mitmachen.
Auch die Zukunft des Fernsehsenders „A-TV“ sei gesichert. Es sei zwar nicht möglich, kontinuierlich zu senden, jedoch bestehe bei Kunstaktionen Gelegenheit, sich beim „Stadtsender“ zu informieren. Angesprochen sind hier auch Interessierte, Material zu sammeln oder über interessante Themen zu berichten und sich mit den Adelsheimer „Fernsehmachern“ in Verbindung zu setzen. In „A-TV“ sieht Baron Louis Ferdinand eine Aktion, die zum Mitmachen animiere. Für die Zukunft ist nun vorgesehen, dass man nach dem Kunstsommer 2006 auch anderen Künstlern die Möglichkeit geben möchte, mitzumachen oder Projekte in Zusammenarbeit mit dem Kunstsommerteam durchzuführen.
© Rhein-Neckar-Zeitung – Dezember 2005