Blau-gelb-rote Glühbirne leuchtet weiter

Am 2. und 3. Advent will Videokünstler Louis von Adelsheim die Stadt „römifizieren“
Adelsheim. „Es geht weiter: Römische Projektionen am 2. und 3. Advent in Adelsheim“ kündigt die Internetseite von Louis von Adelsheim an. Die Stadt wird also weiter „leuchten“, verspricht der Videokünstler im Gespräch mit den FN. Als äußeres Zeichen bleibt das Symbol der Adelsheimer Kunstprojekte, die blau-rot-gelbe Glühbirne mit dem Adelsheimer Wappenzeichen, stehen.
Rund um das Schloss ist allerdings erst einmal Ruhe eingekehrt. Die Projektoren sind verschwunden, die Scheinwerfer abgebaut: Über 4000 Zuschauer sahen die sommerliche Kunstausstellung „Adelsheim leuchtet“ von Louis von Adelsheim mit Videoinstallationen und Illuminationen im Schloss, an der Mühle und im Schlosspark. Ganz überwiegend positiv waren die Reaktionen der Besucher an den gut sechzehn Ausstellungstagen.
Natürlich gab es auch kritische Stimmen, so der Baron. Manche fanden die Installationen langweilig oder ärgerten sich über das lange Anstehen aufgrund des großen Andrangs. „Jetzt habe ich so lange gewartet, um mich selber im Sarg zu sehen“, schimpfte beispielsweise eine Frau. Gerade diese Installation gab – gewollt – Anlass zu Diskussionen. Mancher Besucher reagierte erschrocken auf die Projektion des eigenen Gesichts in einen Sarg, einige fühlten sich vor den Kopf gestoßen oder fanden das Experiment geschmacklos. Doch viele sahen sich danach lebend im Spiegel und erkannten die dahinter stehende Aufforderung des „Carpe diem“ – „Nutze den Tag, deine Zeit“.
Auch den „Blick in die Unendlichkeit“, die Installation im Oberschloss, sahen sich einige Zuschauer nicht bis zum Ende an. Denn wo zunächst dem Wahnsinn der Maschinenwelt sogar ästhetische Seiten abgewonnen werden konnten, sorgten die toten Ferkel und Schweinehälften sowie später der Polizeiaufmarsch und Protestgeschrei doch für Unwohlsein. Danach trösteten die vier Elemente in schönen Bildern und der Musik von Angelo Clematide.
Beide Installationen bleiben vorerst stehen. Vom „Nörgler“ an der Marktstraße und den anderen Projektionen mussten sich die Adelsheimer allerdings verabschieden. Die Anwohner werden froh sein, nimmt Louis von Adelsheim an. Denn bei aller Toleranz und Freundlichkeit, die man ihm und seinen Ideen entgegen gebracht habe, seien die nächtlichen Schimpftiraden des Nörglers, die Gedichte und Flötenmusik wohl kein Spaß mehr für die Nachbarn gewesen.
Toll war die Zusammenarbeit mit Bürgermeister Klaus Gramlich und Claudia Schittenhelm für den Baron. „Den Vorverkauf hätten wir alleine nicht geschafft“, ist er realistisch. Schon so hatte sein Team um Susanna Walker, Marc Dörfel und Wolfgang Schork alle Hände voll zu tun. Trotzdem – nächstes Jahr werden sie wieder dabei sein, wie auch die vielen anderen Ehrenamtlichen.
Begeistert war Louis von Adelsheim von der freundlichen Atmosphäre im Park und von „vielen schönen Gesprächen“, die er mit den Besuchern führte. Sie kamen aus Adelsheim, aus dem ganzen Heidelberger und Würzburger Raum, aber auch aus Norddeutschland, aus der Schweiz und anderen Ländern. Selten hat man in Adelsheim nachts so viele Autos und so fremde Kennzeichen gesehen.
„Ein bisschen froh und ein bisschen traurig“ ist Louis von Adelsheim, dass die Schau zu Ende ist. Wer es ebenfalls bedauert, dass nun wieder nächtliche Ruhe ins Baulandstädtchen eingekehrt ist, den verweist Louis von Adelsheim nicht nur auf nächstes Jahr – da wird es wieder einen „Kunstsommer“ rund ums Schloss geben -, sondern auf die Adventszeit. Mit römischen Alltagsszenen will er am 2. und 3. Advent, also am 4. und 11. Dezember, südländische Wärme in winterliche Gassen bringen. Auf Hauswänden im Stadtkern, so überlegt Louis von Adelsheim, sollen kleine, lebendige Video-Szenen zu sehen sein, dazu wird es „echte“ römische Stimmen geben. Auch die Idee einer Spiegel-Installation, dieses Mal römisch, treibt von Adelsheim schon wieder um.
Dass viele Geschäftsleute im Sommer von sich aus ihre Auslagen auf „Adelsheim leuchtet“ umdekoriert haben, ermutigt den Videokünstler, die Schaufenster in seine Überlegungen einzubeziehen. Wenn es möglich ist, will Louis von Adelsheim auch die Gastronomie „römifizieren“. Bereichert wird die Aktion von Filmen der Autorin und Literaturkritikerin Manuela Reichert. Natürlich sind das alles zunächst noch Visionen – was davon Realität werden kann, unterliegt wie beim Sommerprojekt noch der „Transformation“.
Erst einmal wird Louis von Adelsheim nach Rom reisen und die Szenen, die ihm vorschweben, suchen und filmen. Alltagsszenen sollen es sein, „nicht nur Kunst und touristisch bekannte Orte. Und es muss immer Leben drin sein“, so Louis von Adelsheim. Sab

© Fränkische Nachrichten – August 2005, Bilanz „Adelsheim leuchtet“