Ein stimmungsvoller Abschied in Blau

Aktionen im Schloss und auf der Straße des Städtchens lockten die Massen nach Adelsheim

Adelsheim. Einen überwältigenden Ansturm der Kunstfreunde erlebte Adelsheim am Samstag, dem letzten Abend der Videoausstellung „Adelsheim leuchtet“. Über 800 Gäste drängten sich an den Installationen, und um Mitternacht ging die Zahl der Zuschauer bei der Abschlussaktion „Rhapsody in Blue“ auf der Marktstraße in die Tausende.

Nach einem eher mageren Auftakt hatten sich die Besucher in der Videokunstausstellung in den letzten drei Ausstellungswochenenden zunehmend gedrängt. Am zurückliegenden Samstag kamen nach dem ausverkauften „Classic trifft Jazz“-Konzert bereits über 500 Gäste. Nun bevölkerten an die tausend den Park, wobei auch der Auftritt der „Geschwister Pfister“ sicher ein wichtiges Zugpferd war.

Vor der Installation „Glasbrücke“ stauten sich die Besucher, die geduldig auf die Pantoffeln warteten, die beim Begehen zum Schutz des Belags nötig waren. Am Meer ging es zu wie auf Mallorca. Und der Stau am Kassenhäuschen, den sich die Verantwortlichen sicher auch Anfang Juli gewünscht hätten, reichte fast bis zum Portal zurück.

Viele Adelsheimer, darunter auch ein Großteil der Stadträte und Bürgermeister Klaus Gramlich, wollten sich die Schau noch einmal anschauen und waren mit Gästen gekommen. Auch auswärtige Nummernschilder erspähte man auf den raren Parkplätzen rund um die Innenstadt. Die war am Abend proppevoll, und noch einmal hatte mancher Laden extralang geöffnet. In den Gassen hatten sich die Anwohner an Bierbänken und auf Gartenstühlen niedergelassen und genossen den lauen und bis auf einen kleinen Guss vor Mitternacht fast trockenen Abend.

Die Passanten flanierten an den einfallsreich „eingebläuten“ Häusern vorbei: Hier stand eine in blaues Papier gehüllte Stehlampe vor der Tür, dort waren die Fenster mit blauem Transparentpapier verhängt, auch blaue Müllsäcke erfüllten einen künstlerischen Zweck. Überall brannten kleine Teelichte, aufgestellt von vielen fleißigen Helfern und vor allem von den Adelsheimern selbst, die noch einmal viel Gemeinsinn bewiesen und dem Aufruf von Louis von Adelsheim bereitwillig und begeistert gefolgt waren: Beleuchten und Schmücken in Blau und gelb lautete der Auftrag. Nicht nur rund um Schloss und Kirche, sondern auch an den Stadteingängen sorgten die Bewohner dafür, dass „Adelsheim leuchtet“.

Ganz besonders genossen die Einheimischen und die Gäste die Tatsache, dass sie einmal ungestört auf der Straße flanieren konnten: Die ansonsten viel befahrene Marktstraße war am Abend durch die vielen Fußgänger bereits fast unpassierbar, ab 23 Uhr dann ganz gesperrt. Die örtliche Feuerwehr, wieder für „Adelsheim leuchtet“ im Einsatz, sorgte für Information und Umleitung des Verkehrs sowie zeitweise für noch mehr blaues Licht durch ihre Rundumleuchten.

Den gelungenen Höhepunkt und Abschluss bildete um Mitternacht das minutenlange Glockenläuten vor der evangelischen Kirche. In bemerkenswerter Stille standen Hunderte dicht gedrängt beieinander und lauschten andächtig, darunter auch Pfarrer Miethke und seine Familie. Auch als dann die Musik aus dem Glockenturm erklang – Louis von Adelsheim hatte Melodien von Gershwin bis Louis Armstrong und Dave Brubeck ausgewählt – blieben alle noch lange stehen, plauderten und schauten den projizierten Riesenfischen zu, die über die Kirchen-Fassade schwammen. Oder man traf sich auf ein spätes Gläschen bei den Pfadfindern oder in der Oberschlossbar.

Lange nach Mitternacht sah man zu „Take five“ auf der Marktstraße sogar Leute tanzen, darunter auch den Initiator der Aktion, Louis von Adelsheim, der sich über einen gelungen Abschluss seiner Ausstellung wie auch der blauen Rhapsody-Nacht freuen konnte. sab

© Fränkische Nachrichten – 07.08.2006