Feuer und Flamme für Adelsheim

von unserem Redaktionsmitglied Sabine Braun

Adelsheim. Kerzenflammen, Feuerwehrübungen, Holzfeuer: „Es brennt in Adelsheim“ heißt es seit Freitag. Viele hundert Besucher sahen am Wochenende die Ausstellung mit Projektionen und Illuminationen von Louis von Adelsheim.

Ob und wo es speziell in Adelsheim im übertragenden Sinne des Wortes „brennt“, ließ der Videokünstler im Gespräch mit den FN offen. Man könnte allerdings die Video-Installation, in der sich ein einsamer Stuhl auf einem Bildschirm selbst verbrennen sieht, zum Anlass nehmen, seine Fernsehgewohnheiten zu überdenken . . .

Ein weltweiter Brandherd dagegen wird im „Zebrahaus“, dem schwarz-weiß-gestreiften Haus in der Schlossgasse deutlich: Wo Diktatoren herrschen – Videoprojektionen Mugabes und Ghaddafis in den Erdgeschossfenstern -, da wird es brandgefährlich, versinnbildlichen die Feuer im Obergeschoss, und es wird höchste Zeit, dass andere Regierungschefs deutliche Worte dazu sagen, wie Angela Merkel. Auch sie tritt als Videoprojektion auf.

Herzstück der vorweihnachtlichen Videokunst-Ausstellung ist die Andreas-Installation auf der Großleinwand im Park, eine Hommage an einen verstorbenen Freund. In projizierten, doppelt gespiegelten und teils kommentierenden Bildern wird eine Eiche gefällt. Gezeigt wird der ganze Prozess vom fachmännischen ersten Ansatz der Motorsäge bis zum gezielten „Herzstich“ und dem dramatischen Fall des wohl 150-jährigen Riesen.

Im zweiten Teil wird das Holz gehackt. In eindrucksvoller Nahaufnahme kracht das Beil in die Holzscheite. Akzentuiert sind die Bilder durch den rasanten Schnitt von Cutter Ralf Schultze, durch die bearbeiteten und verstärkten Originalgeräusche und die von Angelo Clematide komponierte Musik. Nach dem fast martialischen Zerkleinerungsprozess löst sich im dritten Teil alles in Wohlgefallen auf: Das Holz verbrennt und verglüht in den schönsten Farben und Formenspielen.

Feuer und Flamme für die Videokunstausstellung ist die Abteilungswehr Adelsheim, bei der Louis von Adelsheim und Jochem Reinholdt in den letzten Wochen drehten. Von Projektionsflächen am Oberschloss und im Oberschlosshof selbst schauen die Feuerwehrleute herunter, sympathisch und sichtlich unsicher in der Rolle als Filmstars. Ganz in ihrem Element sind die Löschkräfte dann bei einer Übung.

Auch Ausblicke auf „Adelsheim leuchtet 2008“ finden sich. Alles dreht sich dann um Energie und Energiesparen. An der Mühle leuchtet die Energieformel E=mc2, der Arbeitstitel des nächsten Jahres. 15 neue, teure, aber sehr energieeffiziente lichtemittierende Dioden (LED) setzen Fassaden, Hauskanten und Architekturdetails in ein besonderes Licht. Die LED, die kaum mehr Strom brauchen als eine normale 60-Watt-Birne, so berichtet Louis von Adelsheim bei einem Rundgang, sorgen für ebenso viel Licht wie ein 1000-Watt-Theaterscheinwerfer.

Vieles gibt es in der Marktstraße zu entdecken: Den einsamen brennenden Stuhl, Kerzenflammen über der Eisdiele, Holzfeuer auf der evangelischen Kirche und auf weiteren Fassaden. Im Erker des Oberschlosses warnt ein Blaulicht.

In der vergnüglich-turbulenten Stimmung des gleichzeitig stattfindenden Weihnachtsmarkts und im Lärm des Feierabendverkehrs auf der Marktstraße fehlte manchem die Ruhe, jedes Detail zu betrachten. Doch man kann ja wiederkommen: Am Wochenende heißt es noch einmal: „Es brennt in Adelsheim“.

Die Ausstellung ist am 21., 22. und 23. Dezember von 17 bis 22 Uhr in der Stadt und im Schlosspark Adelsheim zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Fränkische Nachrichten
17. Dezember 2007