Ganz Adelsheim leuchtete noch einmal richtig auf

Abschluss des Kunstsommers / Fröhliche Nacht der 10 000 Kerzen am letzten Abend der Videokunst-Ausstellung „Augenblicke“

Adelsheim. Mit einer fröhlichen Nacht der 10 000 Kerzen verabschiedeten die Adelsheimer und ihre Gäste am Samstag den Kunstsommer 2007. Nicht zählbar waren die Massen, die durch die Marktstraße flanierten. Die Veranstalter und die Feuerwehr gingen von rund 4000 Besuchern aus. Die Autokennzeichen verrieten, dass sie keinesfalls nur aus dem Landkreis kamen.

Schon vor 20 Uhr füllte sich die Marktstraße. Vor dem Rathaus, auf dem Parkplatz der Sparkasse und in vielen Winkeln hatten Vereine Bewirtungsstände aufgebaut, die bald umlagert waren. Nicht für die eigene Kasse, wie Bürgermeister Klaus Gramlich berichtete, sondern zugunsten des Vereins „Adelsheim leuchtet“, wurde kräftig ausgeschenkt.

Die Gäste nahmen es gerne an und machten den Abend zu einem fröhlichen Volksfest. Man flanierte durch die Gassen, in denen noch deutlich mehr los war als bei der „Rhapsody“-Nacht im Vorjahr, und bestaunte die Lichtideen der Anwohner, die sich vom Ausstellungsthema „Augenblicke“ anstecken ließen. Die Teelichter – es waren tatsächlich an die 10 000 – zauberten eine märchenhafte Atmosphäre, überall leuchteten Neonröhren, Augen flimmerten von Monitoren und es gab viel Originelles wie den Platz für „Augenblick-Genießer“ beim Haus Rückert.

Schon jetzt mussten die Autofahrer aufpassen, so voll waren die Gehwege. Richtig schön wurde die Atmosphäre, als ab 22 Uhr die Marktstraße für den Verkehr gesperrt war. Für die Umleitung sorgte die stets hilfsbereite Feuerwehr. Danach gehörte die Innenstadt ganz den Nachtschwärmern.

Man plauderte und trank ein Gläschen, traf Bekannte, bummelte durch die Geschäfte, die bis nach 23 Uhr geöffnet waren, schaute den Kindern zu, die eifrig auf der Straße vor der Kirche malten und ließ es sich einfach gut gehen.

Kurz vor Mitternacht läuteten die Glocken von der Stadtkirche, und bei der „Rhapsody in Blue“ wurde es für einige Momente ganz still. Ein kurzes Innehalten, für die Freunde von „Adelsheim leuchtet“ ein Augenblick, um Abschied zu nehmen vom Kunstsommer.

Bürgermeister Klaus Gramlich nutzte die Gelegenheit, zu diesem schönen Sommerabend einige Ehrengäste zu begrüßen, darunter Minister Peter Hauk und den als Nachtarbeiter bekannten Landrat Dr. Achim Brötel, der „auf dem Nachhauseweg noch einmal vorbeigekommen ist“.

Gramlichs Dank galt allen Bürgern und Helfern des Projekts „Adelsheim leuchtet“, ganz besonders aber „dem Initiator dieses schönen Events, demjenigen, der Adelsheim zum Leuchten brachte, der große Energien in den Adelsheimern freisetzt“, dem Freiherren Louis von Adelsheim: „Herzlichen Dank für das Gute, das Sie uns in diesem Sommer beschert haben“.

Angesichts des Riesenapplauses, der jetzt aufbrandete, erklärte Gramlich: „Der Landrat, der Minister und ich, wir zittern alle. Hoffentlich bewerben Sie sich nie um ein politisches Amt.“

Gut besucht war auch der Kabarettabend mit Philipp Sonntag und das Herzstück von Adelsheim leuchtet 2007, die Videokunstausstellung „Augenblicke“. „Rammelvoll war der Park. So, wie wir uns das für jeden Tag gewünscht hätten“, freute sich Louis von Adelsheim. Er zweifelte aber, ob die vielen Hundert „auf den letzten Drücker“ gekommenen Besucher in der Menge die Installationen so richtig genießen konnten.

Nach Mitternacht war das im ruhiger gewordenen Ausstellungsgelände dann durchaus wieder möglich: Im Kontrast zur fröhlich-lauten Marktstraße wurde die fast feierliche, friedvolle Stimmung im Park noch deutlicher. In der Stille saßen viele, die noch einmal die beinahe hypnotische Wirkung der schönen Installation „Augenblick“ auf der Großleinwand genossen, in die ästhetisch-klaren Augen-Projektionen schauten und den nachdenklichen Zitaten zum Thema Augenblick lauschten.

Zurück bleibt ein gutes Gefühl, ein bisschen Wehmut und damit die Hoffnung auf einen Kunstsommer 2008. Doch da reagierte Louis von Adelsheim zurückhaltend. Erst mal muss die aktuelle Ausstellung „verdaut“ werden. „Wie es weitergeht, ist offen“. Die Resonanz auf den Sommer 2007 war aber positiv gewesen, erzählte Louis von Adelsheim.
Am Samstagnachmittag allerdings sei er noch „am Rand der Verzweiflung“ gewesen, nachdem der starke Regen der Technik übel zugesetzt hatte. Zu allem Überfluss seien auch noch die Boxen im Kirchturm aus der Halterung gebrochen – am Ende klappte jedoch wieder einmal alles und die Besucher spürten von Problemen nichts.

Als schließlich alle Lichter brannten, der Preis für das schönste Haus vergeben war, und der Sound klar vom Kirchturm klang, Mitternacht war längst vorbei, da waren auch Louis von Adelsheim, Susanna Walker, Jochem Reinholdt und die vielen anderen Helfer dieses Abends entspannt genug, um zusammen mit den Gästen die Marktstraße zwischen Adelsheimer „Gääss“ und Stadtkirche zur ausgelassenen Freiluft-Disco „Be two ninety two“zu machen.

Um 2 Uhr rollte dann ganz langsam die Feuerwehr an und gab so das Schluss-Signal. Tänzer wurden wieder zu Helfern, räumten rasch die Kerzen und Scheinwerfer ab, und die Straße gehörte wieder den Autos. Die Party allerdings ging weiter, nun im Keller des Oberschlosses. Und in der Bar im Schlosshof machten die Gäste, darunter noch immer Achim Brötel, Peter Hauk und Klaus Gramlich, die Nacht weiterhin zum Tag – zum letzten Mal in diesem Kunstsommer. sab

Fränkische Nachrichten
30. Juli 2007