Grandiose Bilderwelten bewegten die Kunstfreunde

Rund 250 Gäste kamen zur Vernissage der Werkschau von Louis von Adelsheim / Entspannte Stimmung trotz Warteschlangen

Adelsheim. „Toll“, „grandios“, „genial“, „mal ganz was anderes“ – viele Komplimente gab es bei der Eröffnung der Werkschau „Adelsheim leuchtet“ für den Videokünstler Louis von Adelsheim. In entspannter Atmosphäre wurde die Ausstellung am Freitag mit rund 250 Gästen eröffnet.
Ganz verwandelt war Adelsheim an diesem Abend: Weit sichtbar verkündet beim Oberschloss der Schriftzug „Kunstsommer Adelsheim“ den Ausstellungsbeginn. Rathaus, Kirche und Mühle leuchteten wieder in rot und blau. In den Schaufenstern wiesen blaue Glühbirnen, Symbol der Ausstellung, auf die Schau hin. Und wieder staunten und lachten Besucher und zufällige Passanten über den projizierten Nörgler im Fenster des Oberschlosses, der über die zu hohe Miete, die Frauen und das Leben an sich schimpfte. Einer wollte schon die Polizei holen, so sehr fühlte er sich vom Video-Nörgler Michael von Schönborn provoziert.
Ausgestattet mit einem blau leuchtenden Button passierten die Gäste das Kassenhäuschen am Parkeingang und spazierten auf das Hauptschloss zu. Erste Besucher waren die Adelsheimer Gemeinderäte, angeführt von Bürgermeister Klaus Gramlich.
Aus dem ehemaligen Wassergraben drangen die „Schlabbergeräusche“ der Kamele hoch, die Louis von Adelsheim in der Installation „Nanas Graben“ festgehalten hat. Wer das Portal durchschritt und Fragen hatte, dem halfen die vielen freundlichen Mitstreiter des Initiators Louis von Adelsheim gern weiter, darunter Marc Dörfel, Susanna Walker und Wolfgang Schork. Wer seinen Weg alleine finden wollte, wurde in Ruhe gelassen.
Zum ersten Mal ins Kühle abtauchen konnte man bei der Installation „Veritas“ im ehemaligen Weinkeller. Hier rauscht Wasser in einen Abfluss, begleitet von Bach-Klängen, gespielt von Cellist Adrian Jones.
Vom Schlosspark aus boten sich immer neue Blicke auf die angestrahlten Gebäude des Rentamts, des Oberschlosses und des Hauptschlosses. Nach dem zeitweisen Gedränge im Eingangsbereich wurde die Stimmung im Park dann eher meditativ. Erstaunen löste Aida Carmen Soanea aus, die hinter einem Fenster der Schlossmauer probte – so lebensecht war die Projektion der Bratschistin, dass mancher sie im Raum besuchen wollte.
Eng wurde es dann vor der Installation „Ich“. Viele Besucher, darunter Adelsheimer aus der Nachbarschaft ebenso wie Künstler, Professoren und Kommunalpolitiker, warteten geduldig auf Einlass in das schwarze Gehäuse im Obergeschoss der früheren Landwirtschaftsschule, das die Betrachter mit Tod und Leben konfrontierte. „Das ist schon heftig“, kommentierte einer der Besucher bewegt.
Der zweite Teil des Spaziergangs führt an der überdimensionalen, tonlos läutenden Glocke am Turm vorbei, über der Kirnau drüben wurden Weltreligionen „an die Wand geworfen“. Viele Schaulustige versammelten sich vor den scherenschnittartig gefilmten und projizierten Gedichtrezitatoren Dieter Kurt Schmidt und Manuela Reichart, sowie vor Flötenspieler Cornelius von Bernstorff. Die Installation, eine der schönsten Stationen der Schau, ist eine Hommage von Louis von Adelsheim an seinen Vater Joachim, der selbst Scherenschnitte liebte und herstellte.
Im Hof des Oberschlosses „stapelten“ sich dann wieder die Kunstfreunde. Im 16-Minuten-Takt – so lange dauert das Herzstück der Ausstellung, die Installation „Ein Blick in die Unendlichkeit“ – wurden sie ins Untergeschoss des Oberschlosses eingelassen, freundlich ausgestattet mit warmen Decken gegen die Keller-Kühle. Dort wartete ein Rausch aus Farben, Formen und Musik. Die Elemente Wasser, Erde, Feuer und Luft begegnen ebenso wie Maschinenwelten und Zivilisationsauswüchse.
Zwar blieben am Eröffnungsabend alle Gäste geduldig und gut gelaunt, doch wer weniger Wartezeiten wünscht, der sollte vielleicht eher zu einer späteren Stunde in die Ausstellung kommen – zumal die Wirkung der Installationen ebenso wie die des angestrahlten, verwunschenen Blätterdachs im Park in größerer Einsamkeit einfach eindringlicher ist. Das gilt auch für den einladenden Eingangsbereich, wo man bei Mozart-Klängen auf Liegen ein bewegtes Deckengemälde betrachten könnte.
Oder man überbrückt die kleine Wartezeit in der freundlichen Gastronomie, beim Weinausschank von Egi von Gatterburg, bei den Pfadfindern im Park oder bei der „Mula-Außenstelle“ im Eingangsbereich.
Glückwünsche für Louis von Adelsheim gab es am Eröffnungsabend auch von Hans Rückert, der im Vorfeld manchen Weg geebnet hatte, sowie von Bürgermeister Klaus Gramlich, der von einem erstaunlich gut laufenden Vorverkauf berichtete.
Um „Liebe und Tod, Lachen und Weinen“ geht es in der Werkschau, die zugleich „Lustbarkeit“ sein solle, hatte Louis von Adelsheim im Vorfeld erklärt. Bei sommerlichen Temperaturen ging dieses Konzept auf. Von Weinen war allerdings weniger zu sehen; Staunen und Vergnügen standen im Vordergrund – auch am zweiten Tag der Ausstellung, dem Samstag, als noch einmal 250 Gäste kamen.
„Adelsheim leuchtet“, ist noch bis 30. Juli immer freitags und samstags sowie an den Volksfesttagen von 22 bis 1 Uhr zu sehen. Nähere Informationen gibt es im Internet unter „kunstsommer-adelsheim.com“. Der Vorverkauf läuft über die Stadt Adelsheim, Telefon 0 62 91 / 6 20 00. sab
Weitere Bilder von „Adelsheim leuchtet“ finden Sie im Internet-Auftritt der Fränkischen Nachrichten unter www.fnweb.de in einer Bildergalerie.

© Fränkische Nachrichten – 27.06.2005