Louis von Adelsheim bringt das Schloss zum Leuchten

Vorarbeiten für Ausstellung „Adelsheim leuchtet“ unter Hochdruck / Installation funktioniert
Videokünstler öffnet seine „Schatzkiste“ / „Anspruchsvolle und sommerlich-vergnügliche Lustbarkeit“ startet am 24. Juni
Adelsheim. Ein Flammentor, Wasser auf den Wänden, leuchtende Bäume und Musiker in Mauernischen – Mit einem ganz außergewöhnlichen Licht-Projekt wird der Videokünstler Louis von Adelsheim die Stadt im Sommer bereichern: „Adelsheim leuchtet“ ist der Titel.
Gemeinsam mit dem neu gegründeten Verein zur Förderung von Kunst und Kultur „Adelsheim leuchtet e.V.“ und einem Team von Mitarbeitern, die im Berner „Sekretariat für Gegenwart“ zusammengeschlossen sind, präsentiert Louis von Adelsheim eine Werkschau und erlaubt einen Blick in die „Schatzkiste“ seiner Installationen. Auf ganz besondere Weise wird dabei die schöne und traditionsreiche Schlossanlage einbezogen und neu beleuchtet – im wahrsten Sinne des Wortes.
Durch eine „Feuerschleuse“ – drei Projektoren werfen Flammen über die Wände der Eingangshalle – wird der Besucher die Schlossanlage betreten. Ein sparsam beleuchteter Pfad führt durch den nächtlichen Park. In einer Nische musiziert ein Cellist, Bäume leuchten, ein Nörgler bruddelt vor sich hin, ein Buddha wacht über die Grotte, Wasser plätschert über Mauern – alles ist schön, „aber alles ist Illusion“, so Louis von Adelsheim im Gespräch mit den FN, denn nichts davon wird real sein, alles ist gefilmt und projiziert.
Oberschloss, Rentamt, Stadtmauer, Unterschloss und Wasserfall werden Zentrum einer vielfarbigen Lichtinstallation. Den Schlosspark will von Adelsheim in einen „audiovisuellen Lustgarten“ verwandeln. Wert legt der Schlossherr darauf, dass das Naturdenkmal Schlosspark pfleglich behandelt wird. Auch der Lärmpegel soll gering sein: „Das wird kein Remmidemmi, sondern eher besinnlich, träumerisch“, betont von Adelsheim. Noch ist das ganze Projekt im Planungsstadium, so dass nicht feststeht, wie viele „Lichteffekte“ der Park schließlich bergen wird.
Das Herzstück der Werkschau bildet die Installation „Ein Blick in die Unendlichkeit“, eine begehbare Spiegelskulptur. Gezeigt wird sie in einem überdimensionalen „Guckkasten“: Ein sechs Meter tiefer und drei Meter breiter und hoher, verspiegelter Raum, in dem sich ein projiziertes Bild unendlich vervielfältigt.
Hier werden abgefilmte Schienenstränge zu Mandalas, wie im Kaleidoskop tanzen und verändern sich die Farben und Formen. Wasser und Glut, Stanzmaschinen und Stacheldraht sind überraschende Schönheiten. Fast übergangslos wächst sich das ästhetische Detail aber auch aus und wird zur Maschinerie, die schließlich den Tod einschließt.
Louis von Adelsheim zeigt auch seine Rauminstallation „Ich“, in der der Besucher mit seiner Sterblichkeit konfrontiert wird. Auf überraschende Weise begegnet man sich hier selbst und kann sich „Gedanken machen über die Zeit, die einem noch bleibt“, so von Adelsheim. Grundsätzlich will er „bewusst machen“, aber nicht missionieren.
Die mit moderner Elektronik betriebenen Videoskulpturen weisen einerseits auf die digitalisierte Welt, anderseits sollen sie sich bruchlos in die geschichtsträchtige Umgebung fügen. Brücken sollen geschlagen werden zwischen Historie und Gegenwart. Dazu gehört, dass ein Teil der rund 80 000 Watt, die der Künstler für sein Projekt braucht, von der 1926 eingebauten Turbine der Adelsheimer Wassermühle geliefert wird. Örtliche Handwerker unterstützen das Vorhaben. So müssen unter anderem 300 Meter Kabel verlegt werden, zwölf Videoprojektoren werden gebraucht.
Louis von Adelsheim wuchs zwischen Hamburg und Berlin auf, hat die deutsche und die Schweizer Staatsbürgerschaft. Er arbeitete für viele Sender als Kameramann, erstellte Dokumentationen, schuf Bilder und Videoinstallationen. Ausstellungen seiner Werke waren in Santiago di Chile, New York, Köln, Bern und beim Westwendischen Kunstverein zu sehen – bislang aber noch nicht in Adelsheim. „Mein Hauptstandort war bisher Bern“, so Louis von Adelsheim zu seiner Biographie. Doch der ererbte väterliche Betrieb war aus der Ferne nicht zu verwalten. Und so ist der 50-jährige Louis von Adelsheim „am 1. Januar Adelsheimer geworden“.
Hier reifte der Gedanke, die Schlossanlage mit ihrer „geradezu genialen Infrastruktur“ für eine Präsentation seiner „Leidenschaften“ zu nutzen. Nach Möglichkeit soll es auch nicht bei einer einmaligen Aktion bleiben, und bei Bedarf möchte Louis von Adelsheim die Anlage anderen Künstlern ebenfalls zur Verfügung stellen.
Auch an Bewirtung des Kunstsommers ist bereits gedacht: Louis von Adelsheim ist im Gespräch unter anderem mit den Pfadfindern. Für den Initiator trifft es sich gut, dass sein „Kunstsommer“ zeitlich zusammenfällt mit dem Adelsheimer Volksfest. Gegenwartskunst ohne Berührungsängste – das ist das Ziel von Louis von Adelsheim. Was er sich wünscht ist eine „anspruchsvolle, aber auch sommerlich-vergnügliche Lustbarkeit“.
Die Video- und Lichtprojektionen sind vom 24. Juni bis zum 30. Juli jeweils freitags und samstags von 22 Uhr bis 1 Uhr zu sehen. Nähere Informationen gibt es auch auf der entstehenden Internetseite www.kunstsommer-adelsheim.de. Sabine Braun

© Fränkische Nachrichten – Mai 2005